Unterstützen,vernetzen, Kontakte schaffen - Neue Herausforderungen für Wirtschaftsförderungen

Unterstützen,vernetzen, Kontakte schaffen - Neue Herausforderungen für Wirtschaftsförderungen

Im Interview mit Andre Boschem, Geschäftsführer der EWG - Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH

Ob Industrie, Handwerk, Handel oder Dienstleistungssektor – die zunehmende Digitalisierung wirkt sich auf die Geschäftsmodelle und die Wertschöpfungsprozesse aller Branchen aus und stellt insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen. Um weiterhin wettbewerbsfähig und für die Zukunft gerüstet zu sein, müssen sich die Unternehmen diesen Herausforderungen stellen.

Die EWG - Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH unterstützt Unternehmen im Prozess der Digitalisierung, vernetzt sie mit Forschungseinrichtungen, digitalen Dienstleistern und schafft Kontakte in die wachsende Essener Start-up-Szene. Im Interview mit Andre Boschem, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderung, sprechen wir heute insbesondere über den digitalen Wandel, die wichtigsten Angebote für Unternehmen und die Herausforderung einer Wirtschaftsförderung immer up-to-date zu bleiben.

DFC: Herr Boschem, als Chef der EWG haben Sie eine große Verantwortung. Schließlich hängen an den richtigen Maßnahmen die Wirtschaftskraft der Region und damit viele Familien. Was sind derzeit ihre größten Herausforderungen?

Andre Boschem: Essen hat sich in den letzten Jahren zu einem starken und dynamischen Wirtschaftsstandort entwickelt. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass sich die positive Wirtschaftsentwicklung in Essen fortsetzt. Dazu zählt unter anderem, dass wir die Essener Unternehmen bei ihren Restrukturierungs- und Wachstumsprojekten – wie zum Beispiel beim Prozess der Digitalisierung – tatkräftig unterstützen und neue Firmen für Essen gewinnen. Wichtige Themen, die wir derzeit und zukünftig weiter vorantreiben, sind zudem die zielgerichtete Internationalisierung unseres Standortes, die systematische Förderung von Start-ups und der flächendeckende Breitband-Ausbau in Essen. Oberste Maxime unserer Anstrengungen ist, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft in Essen stetig zu verbessern, damit die bestehenden Arbeitsplätze in Essen gesichert werden und neue entstehen können.

DFC: Im Mittelstand ist ein digitaler Wandel längst spürbar. Welche Bedeutung hat die Digitalisierung bei Ihnen hier in der Region?

Andre Boschem: Die Digitalisierung ist in vollem Gange und betrifft, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, alle Branchen und große wie kleine Unternehmen. Für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Region ist es unerlässlich, dass sich die Unternehmen vor Ort den Herausforderungen des digitalen Wandels stellen. Dies gilt aber in gleichem Maße für die öffentliche Verwaltung und die Behörden. Ein funktionierendes E-Government vereinfacht das wirtschaftliche Business, was für die Standortwahl von Unternehmen und Konzernen eine wichtige Rolle spielt.

DFC: Sehen Sie den Essener Mittelstand ausreichend auf die Herausforderungen des digitalen Wandels vorbereitet?

Andre Boschem: Viele mittelständische Unternehmen in Essen haben die Chancen, die die Digitalisierung bietet, durchaus erkannt und investieren bereits aktiv in digitale Innovationen, um sich gemessen an den eigenen Anforderungen und Zielen bestmöglich digital zu positionieren. Hinzu kommen die Unternehmen, die die Möglichkeiten zwar erkannt haben, aber nicht wissen, wie digitale Prozesse im eigenen Betrieb optimal implementiert werden können. Andere wiederum suchen noch nach Digitalisierungsmöglichkeiten im Betrieb. Die vielen Gespräche, die wir mit Essener Unternehmen führen, zeigen, dass es hier noch einen sehr unterschiedlich ausgeprägten Beratungs- und Optimierungsbedarf gibt. Hier stehen wir als Essener Wirtschaftsförderung natürlich mit Rat und Tat zur Seite und begleiten die Unternehmen bei den Herausforderungen des digitalen Wandels.

DFC: Wie unterstützt die EWG Unternehmen in Essen bei den Herausforderungen des digitalen Wandels? Können Sie uns hier einige konkrete Maßnahmen nennen?

Andre Boschem: In enger Kooperation mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung haben wir ein Netzwerk geschaffen, das Unternehmen in Essen im Prozess der Digitalisierung unterstützt. So ist die EWG Kooperationspartner des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie initiierten Projekts „Mittelstand 4.0 – Digital in NRW“, das KMUs bei der Digitalisierung unterstützt. Wir können hier in Essen und in der Region auf ein enormes digitales Know-how zurückgreifen: Angefangen von den wissenschaftlichen Einrichtungen über die zahlreichen digitalen Dienstleister bis hin zu der wachsenden Zahl der Start-ups, die mit frischen Ideen der digitalen Szene in Essen ihren Stempel aufdrücken. Dadurch ist es uns möglich, dem Essener Mittelstand eine Vielzahl von individuellen Angeboten bereitzustellen, die Essener Unternehmen vor Ort nutzen können, um Digitalisierungsprozesse im eigenen Betrieb voranzubringen und zu etablieren. So haben wir gemeinsam mit Partnern Veranstaltungen und Workshops zu Themen wie IT-Sicherheit oder Design Thinking angeboten, die auf große Resonanz gestoßen sind. Die EWG ist zudem Projektträger des Camp.Essen, einer Anlaufstelle für digitale Gründungen in Essen. Das Camp.Essen bietet z. B. mit dem Digitalen Pott eine digitale Plattform, auf der kleine und mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe aus Essen professionelle Hilfe rund um das Thema Digitalisierung erhalten – und zwar direkt von Experten vor Ort. Auch als Partner des ruhr:HUBs, der zentralen Plattform für die Digitalisierung der Wirtschaft in der Metropole Ruhr, tragen wir dazu bei, digitale Innovationen zu beschleunigen und konkrete Kooperationen zwischen Start-ups, Hochschulen, Mittelstand und Konzernen zu initiieren und nachhaltig zu fördern. Wir vermitteln den Essener Unternehmen dabei das für die jeweiligen Belange richtige Angebot. Nicht zuletzt gilt es natürlich, die nötige Infrastruktur bereitzustellen. Daher haben sich die Stadt Essen und die Essener Wirtschaftsförderung zur Aufgabe gemacht, den flächendeckenden und zukunftsfähigen Breitband-Ausbau in Essen zu forcieren. Denn was nützt die beste digitale Strategie, wenn es an der Datenübertragung hapert?

DFC: Das klingt nach einem großen Programm. Welche Angebote sind für die Unternehmen am interessantesten? Wo setzen die Unternehmen die Schwerpunkte im Prozess der Digitalisierung?

Andre Boschem: Trotz der unterschiedlichen Anforderungen und Ziele der Unternehmen lässt sich momentan feststellen, dass der Fokus der Unternehmen auf der Prozessoptimierung liegt. Von der Rechnungslegung und Dokumentenverwaltung über verbesserte ERP-Systeme bis hin zur Simulationssoftware für den Werkzeugbau – es sind insbesondere die betrieblichen Abläufe und Produktionsprozesse, für die die Unternehmen verstärkt nach digitalen Lösungen und Kooperationspartnern suchen.

DFC: Auch eine Wirtschaftsförderung muss sich ständig steigenden Anforderungen stellen. Was sind die wichtigsten Ziele für die nächsten 5 Jahre?


Andre Boschem: Wie bereits erwähnt, beabsichtigen wir, den Standort Essen stärker international zu positionieren. Denn um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, müssen die Städte weit über die Stadtgrenzen hinaus als innovativ und lebenswert wahrgenommen werden. Aus diesem Grund ist bei der Essener Wirtschaftsförderung die Internationalisierung einer der strategischen Schwerpunkte. Im Rahmen unserer internationalen Aktivitäten wollen wir den Austausch und die internationale Zusammenarbeit von Städten und Unternehmen kontinuierlich ausbauen. Das große Interesse seitens der Essener Unternehmen an den kürzlich durchgeführten Delegationsreisen nach Tel Aviv, Dubai und Japan – jeweils mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten – zeigt, dass unsere Strategie erste Früchte trägt. Darüber hinaus hat sich die Essener Wirtschaftsförderung zum Ziel gesetzt, den Standort Essen zu einem Hotspot der Start-up-Szene zu machen. Aktuell arbeiten in Essen rund 50 Start-ups mit mehr als 400 Mitarbeitern. Da ist noch viel Luft nach oben. Wir wollen weitere junge und technologieorientierte Unternehmen aus dem In- und Ausland für den Standort Essen begeistern. Sie finden hier sehr gute Wachstumsbedingungen mit ausgezeichneten Startvoraussetzungen im bestehenden Ökosystem. Um die Ausgangssituation für Start-ups in Essen weiter zu verbessern, hat die Essener Wirtschaftsförderung im August dieses Jahres eigens ein Start-up-Team gegründet. Bei uns erhalten Start-ups eine klare Orientierung und Transparenz, wer in Essen für welche Themen und Belange der passende Ansprechpartner ist. Ein weiteres Ziel für die nächsten Jahre ist die bereits angesprochene flächendeckende Breitband-Versorgung für Essener Unternehmen und Bürger. Aufgrund der immer größer werdenden Anforderungen und Herausforderungen der digitalen Welt und des damit einhergehenden erhöhten Datenverkehrs ist der Zugang zum leistungsfähigen Breitbandnetz eine zentrale Voraussetzung für den unternehmerischen Erfolg. Ziel ist es daher, allen Unternehmen in Essen den Zugang zum Hochgeschwindigkeits-Internet mit höheren Datenübertragungsraten von bis zu 1 GBit/s zu ermöglichen. Da sind wir auf einem sehr guten Weg.


DFC: Mit dem Digital FUTUREcongress kommt nun eine Veranstaltung nach Essen, die von vielen Unternehmen in der Region sehr positiv bewertet wird. Die EWG Ist selbst mit einem großen Stand und fünf Essener Start-ups auf der Veranstaltung vertreten. Was erhoffen Sie sich persönlich?

Andre Boschem: Wir wollen zeigen, dass Essen in puncto Digitalisierung bereits heute sehr gut aufgestellt ist. Der DIGITAL FUTUREcongress ist eine hervorragende Plattform, um einem interessierten Fachpublikum aufzuzeigen, welche Möglichkeiten und Chancen sich für Unternehmen in Essen ergeben, um weiterhin wettbewerbsfähig und für die Zukunft gerüstet zu sein. Ich erhoffe mir, dass es uns gelingt, nachhaltige Kontakte zwischen mittelständischen Unternehmen und digitalen Experten herzustellen.

DFC: Ganz herzlichen Dank für dieses Gespräch und wir freuen uns mit Ihnen auf den 8. November.

 

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